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Martin Hochleitner - Ikonographie und malerische Wirkung: fotografische Arbeiten 2001 - 2003

Die vorliegende Publikation erschien im Herbst 2003. Sie dokumentiert Bilder von Werner Schrödl und stellt nach einem ersten Werkkatalog von 2002 die zweite Zusammenfassung seiner künstlerischen Arbeit aus den letzten sechs Jahren dar. Werner Schrödl lebt und arbeitet in Wien.

Anlass für das Gesamtprojekt bot eine Ausstellung des Künstler in der Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmusem in Linz. Bei dieser Präsentation zeigte Schrödl insgesamt acht großformatige Fotografien aus den Jahren 2001 bis 2003, die im nunmehrigen Katalog mit einer Auwahl von früheren Arbeiten von 1997 bis 2000 verbunden werden. Zu beiden Werkgruppen wurden eigene Texte verfasst, die mit ihren jeweiligen Beobachtungsansätzen auf die malerische Wirkung bzw. den spezifischen Modellbegriff auch die unterschiedlichen Schwerpunkte darzustellen versuchten.

Bei den jüngeren in der Landesgalerie präsentierten Fotografien trifft man von den Motiven auf Architekturansichten, Landschaftsdarstellungen sowie Szenen, in denen einzelne Menschen in seltsam anmutenden Posen, Kontexten bzw. emotionalen Stimmungen gezeigt werden.

Lichtführung und lange Belichtungsdauer bestimmen maßgeblich die Wirkung der jeweiligen Situation. Die vor allem in den mit Personen besetzten Bildern unmittelbar angelegten Inszenierungen offenbaren sich bei Schrödls Zugriff auf Architektur bzw. Landschaft bisweilen erst auf den zweiten Blick. Die Seifenblase über einer Ballustrade, der Wasserschwall von einem Balkon, der plötzlich sich bewegende Busch in einer Baumreihe durchbrechen die scheinbare Objektivität bzw. vermeintliche Beiläufigkeit einer Szene und vermitteln bewusst gesuchte Inszenierungsfaktoren in den Fotografien Werner Schrödls.

Als Fotograf arbeitet Schrödl am Bildbegriff des Tableau. Damit ist eine das künstlerische Werk kennzeichnende Spannung zwischen dem Bild und der in ihm angelegten Wirklichkeit gemeint. Die Fotografie ist keine bloße Darstellung, sondern vielmehr das Medium, in dem Schrödls Vorstellungen von Bildern illustriert bzw. umgesetzt werden. Die Ikonografie dieser Szenen erweist sich auch als das zentrale Unterscheidungsmerkmal zu den Arbeiten Jeff Walls, der über die Neubesetzung der Begriffsfelder von Malerei, Straight Photography und der Konstruktion gesellschaftlicher Realitäten seit den siebziger Jahren das maßgebliche Traditiongefüge für die Wahrnehmung einer jüngeren Position wie Schrödl bestimmt. Gleichzeitig agiert Schrödl vor dem Hintergrund jener neu(est)en Sachlichkeit, die sich im letzten Jahrzehnt mit dem Brennpunkt von Bernd und Hilla Becher und ihren Schülern als eine internationales Phänomen der Fotografie etablierte.

Wie bei Wall werden auch die Arbeiten Schrödls von einem eindringlichen Realismus und ihrer atmosphärischen Dichte (Edelbert Köb) bestimmt. Allerdings setzt Schrödl noch stärker auf die unmittelbare Wirksamkeit des von ihm inszenierten bzw. arrangierten Geschehens. Weniger als an der Historizität, die bei Wall auch durch seine eigene kunsthistorische Ausbildung und Lehrtätigkeit bedingt ist, interessiert Schrödl das surreale Moment seiner Arbeiten. Die Wirkung einer Momentaufnahme der konkreten Irrationalität, entwickelt aus Versatzstücken und präzisen kompositorischen Überlegungen ist die eigentliche Qualität seiner Bilder, in denen er die Grenze zwischen Fiktionalem und Realem verwische und eine piktural-visuelle Ambivalenz konstruriere. (Carl Aigner) Die von Aigner hieraus abgeleitet Narration der Arbeiten Schrödls wird dabei wie die Gesamtkomposition subtil unterlaufen. Der Bruch zwischen der Fotografie und der Referenz des Realen findet somit sowohl auf einer formalen als auch auch einer inhaltlichen Ebene seine ursächliche Begründung.